Mikrobielle Biodiversität für die Landwirtschaft nutzen
Mehr Lebensmittel für die wachsende Bevölkerung produzieren und gleichzeitig weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen, das erfordert neue und nachhaltige Lösungsansätze. Einen vielversprechenden Weg dazu hat Agroscope im Forschungsprogramm «Mikrobielle Biodiversität» eingeschlagen. Positive Effekte von mikrobiellen Gemeinschaften auf den Boden, Pflanzen und in der Milchverarbeitung sollen gezielt genutzt werden.
Das vierjährige Forschungsprogramm «Mikrobielle Biodiversität» hat bereits vielfältige Erkenntnisse zu dieser komplexen Thematik hervorgebracht. So konnten bakterielle Stämme und Stoffe identifiziert werden, die ein grosses Potenzial für eine verbesserte und nachhaltige Nahrungsmittelproduktion haben. Neue genetische Analysemethoden wurden entwickelt und eingesetzt, wie zum Beispiel in der kantonalen Bodenbeobachtung. Der Austausch mit nationalen und internationalen Forschungspartnern zu Themen wie Antibiotikaresistenzen, wachstumsfördernden Bakterien oder zur Genomik von Erregern von Pflanzenkrankheiten wurde verstärkt. Das zukunftsweisende Forschungsgebiet der mikrobiellen Biodiversität wird im Arbeitsprogramm 2018-21 von Agroscope weiterbearbeitet und soll mittelfristig weiter gestärkt werden. Mehr Informationen und Resultate zum Forschungsprogramm finden Sie im "Schlussbericht des Forschungsprogramms".
Das AFP Mikrobielle Biodiversität (MikBioDiv) hat das Ziel, die Mikrobiome, d.h. die Gesamtheit der Mikroorganismen in einem Ökosystem, sowie die Funktionen der wichtigsten Mitspieler in drei für die Land- und Ernährungswirtschaft relevanten Ökosystemen zu untersuchen und zu beschreiben.
Diese Ökosysteme werden in drei Arbeitspaketen durch interdisziplinäre Zusammenarbeit von Forschenden der Agroscope Institute bearbeitet. Arbeitspaket 1 bearbeitet das Mikrobiom des Bodens mit seinen vielfältigen Funktionen in der Landwirtschaft. Im Arbeitspaket 2 wird das Mikrobiom der Pflanze analysiert. Pflanzen bilden eine zentrale landwirtschaftliche Erzeugnisgruppe, welche in verschiedenster Weise mit Mikroorganismen interagieren. In diesem Arbeitspaket sollen Mikroorganismen identifiziert werden, welche die Pflanzen günstig beeinflussen und zum Beispiel den Befall durch Pathogene vermindern [1]. Im Arbeitspaket 3 werden die Mikrobiome fermentierter Milchprodukte analysiert, welche wichtige Schweizer Landwirtschaftserzeugnisse sind.
In einem zusätzlichen, vierten Arbeitspaket wird ein Agroscope-Netzwerk für Genomik und Bioinformatik (ANET-GB) aufgebaut, welches das methodische Know-how für die Agroscope Forschung sichern und ausbauen soll. Die Kompetenz der molekulargenetischen Diagnostik soll dadurch mittelfristig auf weitere Bereiche, jenseits des mikrobiellen Rahmens, ausgeweitet werden.